Leezenkurier

Fahrradzeitung für das Münsterland

Die Führung im Garten des Trillke Gut, im Hintergrund die Solarmodule auf dem Dach © Tour de Natur

Tour de Natur: Ein Lebensstil

Rad fahren für eine umwelt- und sozialverträgliche Verkehrspolitik

Autor: Selina Kürschner

Die Führung im Garten des Trillke Gut, im Hintergrund die Solarmodule auf dem Dach © Tour de Natur

Jedes Jahr geht es im Sommer erneut auf die Räder, um als familienfreundliche, friedliche und kreative Fahrraddemonstration, der „Tour de Natur“ für unsere Umwelt einzustehen. Anhand der geplanten Strecke bewegen wir uns von Quartier zu Quartier und beschäftigen uns dabei mit verbesserungsbedürftigen Energie-, Umwelt-, Verkehrs- und Sozialbedingungen. Durch Aktionen auf Marktplätzen, mit den örtlichen Verbänden, Bürgerinitiativen und anderen zeigen wir unsere Unterstützung und schaffen gemeinsam einen Raum, in dem sie und wir gehört werden können.

Auch Orte die als positive Beispiele dienen, schauen wir uns gerne an. So besuchen wir Lebensgemeinschaften, biologische Bauernhöfe, gut ausgebaute Fahrradwege und hören Vorträge über Natur- und Umweltschutzmaßnahmen, die in den letzten Jahren erfolgreich entstanden sind.

Die Tour de Natur ist eine Mitmachtour für jung und alt mit einer Menge Spaß. Übernachtungen in Turnhallen und eigenen Zelten und die vegane Vollverpflegung durch die „Fläming Kitchen“ bieten genug Zeit, um abends Musik zu machen, zu spielen, zu reden und Vorträgen zu lauschen. Das vielseitige Abendprogramm entwickelt sich jeden Tag aufs Neue.

Mitfahrimpressionen aus dem Sommer 2024

Der erste Tag der Tour de Natur, 76 km bei Sonnenschein und Regenschauer

In Magdeburg ging es heute bei einer unfassbaren Hitze los ins Elbe-Saale-Camp. Mit zügigem Tempo ging es durch die Elbauen, um rechtzeitig bei dem Vortag mit Paul Ernst Dörfler einzutreffen, der uns über den Ausbau der Elbe erzählte, um diese für die Schifffahrt attraktiv zu machen. Zudem zeigte er uns, welche Vögel in den Elbauen leben und führte uns im Camp ein, dass seit 1992 jedes Jahr stattfindet, um Widerstand gegen den

Elbauen: Auf dem Veload aus Kassel © Tour de Natur

Flussausbau zu halten. Am Nachmittag ging es schnellstmöglich zurück zum Quartier, um dort entspannt anzukommen und sich auf die erste Strecke mit Gepäck am nächsten Tag vorzubereiten.

Meine schönsten Tage mit der Tour, der Abend 29.07.2024 und der ganze folgende Tag

Die Etappe ging von Hannover nach Hildesheim. Abends waren wir in der Waldorfschule angekommen, haben uns alle eingerichtet und radelten dann wieder den Berg hinab, um einer Führung im „Trillke-Gut“ zu lauschen. Die Lebensgemeinschaft, die sich dort gegründet hat, zählt über 65 Mitglieder und versucht im Kleinen ein Miteinander zu schaffen, das sie sich für die Welt wünschen würden. Mit fünfstöckigem Haus, Seminarräumen, Ateliers und Wohnfläche sowie dem (Gemüse-)Garten und einem tollen Platz vor dem Haus hatten sie einiges zu zeigen. Am nächsten Tag ging es wieder auf die Räder, den ganzen Tag mit vollem, tollem Programm. In Lamspringe, einer „global nachhaltigen Kommune“ gab es am Kloster im Schatten der Bäume Mittag. Von dort ging es in zwei Gruppen bis zu unserer Unterkunft in das Dorf Heckenbeck bei Bad Gandersheim. Bei 500 Einwohnenden gibt es hier eine Freie Schule, den Kindergarten Pusteblume, das Kulturzentrum Weltbühne, einen Bioladen, eine Solawi, einen Meditationspavillon, das Dorfgemeinschaftshaus und ein Teil des Dorfes, der mit Strohballendämmung errichtet wurde. Wir wurden unfassbar lieb begrüßt und von den Einwohnerinnen und Einwohnern des Dorfes willkommen geheißen. Selten habe ich ein so lebendiges Dorf besucht.

So wie diese Tage vergingen, ist es oft mit der Tour de Natur. Die ganzen Eindrücke überrennen mich immer wieder, die Abwechslung zwischen dem Fahrradalltag, den Abendprogrammen und den etappenspezifischen politischen Aktionen und Verkehrs- und Energiethemen sowie der Vielzahl an Menschen, mit denen ich unterwegs bin.

Angemeldete Demonstration in der Stadt © Tour de Natur

Vorblick auf die Tour de Natur 2025

In diesem Sommer schwingen wir uns erneut auf die Räder von Samstag, 26. Juli bis zum Sonntag, 10. August 

Strecke: Start im Sauerland, weiter über Wuppertal und den Tagebau Garzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier bis nach Aachen und Tihange in die belgische Maas.

Themen/Inhalte: Unser politischer Fokus liegt dieses Jahr auf einer klimafreundlichen Mobilität, nachhaltiger Lebensweise und der Energiewende. Dafür unterstützen wir lokale Initiativen gegen den Bau der A46 im Sauerland, arbeiten gemeinsam mit der Critical Mass in Lüdenscheid, um die Lebensqualität am Radfahren zu vermitteln und fahren in Wuppertal über die Nordbahntrasse, die ausgebaut zum Radweg ein Zeichen für autofreien Verkehr, Freude und Freiheit setzt. Am Tagebau Garzweiler sprechen wir mit Menschen aus der Region und setzen uns gemeinsam für die Energiewende ein. Die letzten Tage verbringen wir zwischen Aachen und Tihange und unterstützen den grenzenlosen Widerstand gegen das riskante Atomkraftwerk.

Wenn dein Interesse geweckt ist und du Lust hast uns kennenzulernen, komme doch für ein paar Tage auf der Tour de Natur vorbei und schau dir an, ob es dir bei uns gefällt. Ob spontan oder mit Voranmeldung ist dir völlig frei überlassen. Selbstverständlich ist niemand an die zwei Wochen gebunden. Alle können selbst entscheiden, in welchem Maß sie an der Tour teilnehmen wollen. Einzelne Etappen zu begleiten oder nur ein paar Tage mitzufahren, ist völlig in Ordnung und stetes Vorkommen.

Weitere Informationen findest du auf unserer Website https://tourdenatur.net/aktuelles/ oder 0351-21 78 90 36.