Sie schießen durch die Stadt gleich wie ein Wirbelwind,
weil sie die wahren Könige von Münster sind.
Sie blicken weder rechts noch links, nur streng nach vorn.
Und springst du nicht zur Seite, hast du schon verlor‘n
Sie sind die Macht der Straße, sind die Könige,
ein kämpferisches Heer, sie sind nicht wenige,
erkennbar daran, dass sie keine Regel kennen.
Mit Recht darfst du sie deshalb gerne Flegel nennen.
Die rote Ampel zeigt gewöhnlich Haltepflicht.
Für Münsters Könige ist sie nur buntes Licht.
Sie haben weder Zeit noch Lust zu steh’n bis Grün,
Sind selber „grün“ und dürfen deshalb weiterzieh‘n.
Sie nutzen jede Lücke, jeden kleinsten Spalt,
durchstoßen kleinste Zwischenräume ohne Halt.
Durch Autoschlangen zwängen sie sich wie im Flug
Fünf Zentimeter Abstand sind da breit genug.
Kein Zebrastreifen und kein Gehweg ist mehr heilig,
der König auf dem Fahrrad hat es immer eilig.
Den Finger an der Klingel und im Mund ein Fluch,
da fällt so manches Wort, das steht in keinem Buch.
Der sakrosankte Kreis ist Münsters Promenade.
Geh‘ niemals hier zu Fuß, du findest keine Gnade.
Hier musst du untertänig stets dem König weichen,
sonst kommst du unausweichlich zwischen seine Speichen.
Doch halt – nicht alle Radelnden in diesem Ort,
bewegen sich so ohne Rücksichtnahme fort.
Nur eine Minderheit fährt so barbarisch wild
und zeichnet so von uns‘rer Stadt ein schiefes Bild.
Die Mehrheit nutzt die Leeze sorgsam mit Bedacht,
und gibt auf Fußgänger und Autofahrer Acht.
Ich rate dir: Fahr‘ lieber leiser, das ist weiser.
Dann wirst du zwar kein König – aber dafür Kaiser!
