So war die Einladung überschrieben zur diesjährigen Drei-Tage-Radtour der ADFC-Ortsgruppe Billerbeck. Mit 17 erwartungsfrohen Radlerinnen und Radlern startete die Radtour am 4. Juli auf dem Parkplatz der Freilichtbühne in Coesfeld. Von dort aus radelten wir vorbei an Hochmoor und Reken nach Heiden, wo die mitgebrachten Lunchboxen geleert oder Kibbeling und Eis auf dem Markt erstanden wurden.
Weiter ging die Fahrt und kurz vor Raesfeld erhielten wir eine Führung im Exotengarten Seggewiß. Dort gab es die erste Erklärung für das eigenartige Thema der Radtour, denn direkt am Eingang erwarteten uns nicht nur der Haus- bzw. Gartenherr, Thomas Seggewiß, sondern auch einige Bananenbäume. Und dann kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: Baumfarne, Palmen, Kakteen, Yuccas, Bambus und weitere Exoten in den verschiedensten Arten bekamen wir zu Gesicht. Mit aufmerksamem Blick konnten wir immer wieder Neues entdecken: Kaffeekannen-Vogelhäuser, eine Außenküche, liebevoll handgefertigte Upcycling-Objekte und Dekorationen aus Holz und Metall und, und … Immer wieder überraschte uns Herr Seggewiß mit der kreativen Umsetzung einer seiner vielen Ideen. Unterhaltsam waren auch die indischen Laufenten und griechischen Land-„Chill“-Kröten.

Aber irgendwann mussten wir uns verabschieden und fuhren weiter zum Schloss Raesfeld. Nach einer kurzen Besichtigung und Eispause fuhren wir weiter zum Hotel in Schermbeck, wo uns das verdiente Abendessen erwartete. Nach dem Abendessen nutzten die meisten Mitradelnden die angenehme Abendluft und unternahmen noch einen Rundgang durch den Ort.
Am Samstag radelten wir – teilweise entlang des Wesel-Datteln-Kanals – gen Süden. Erster Halt war am Schloss Gartrop, einem barocken Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert. Heute beherbergt die große Anlage ein Hotel. Weiter ging die Fahrt durch große Waldgebiete und vorbei am Tenderingsee, einer 45 ha großen ehemaligen Kiesgrube und heutigem Naherholungsgebiet zum Dinslakener Ortsteil Lohberg. Mit Blick auf den Lohberger Weiher und die ehemalige Zeche Lohberg-Osterfeld verbrachten wir die Mittagspause. Und dann unternahmen wir mit dem Gästeführer Ömür einen Rundgang durch die „Gartenstadt Lohberg“. Angereichert durch viele Beispiele von seinen Eltern und aus seiner Familie brachte er uns die Vergangenheit und Gegenwart der Zeche, der Zechenkolonie, der Bedeutung der verschiedenen und verschieden großen Häuser, deren Bewohnerinnen und Bewohner – ausschließlich Angestellte der Zeche und deren Familien – näher. Auch das Thema „Integration“ wurde ausführlich besprochen und diskutiert und über so manche eigene Meinung dazu wurde von den Teilnehmenden anschließend nachgedacht. Nach mehr als 2 Stunden mussten leider die interessanten Ausführungen und Dialoge aus Zeitgründen abgebrochen werden.
Weiter ging die Tour in die Innenstadt, wo wir von der Feier zu „50 Jahre Städtepartnerschaft Dinslaken und Agen“ überrascht wurden. Umgeben vom Duft von Lavendel, französischem Käse, Crêpe und Wein und unterhalten von einem Akkordeon-Orchester genossen wir die Pause auf dem Marktplatz.
Auf der Weiterfahrt stießen wir schon nach wenigen hundert Metern auf den Rotbach und folgten ihm aus der Stadt heraus. Dieser Bach mündet bei Dinslaken in den Rhein und überraschte uns damit, dass er kurzzeitig die Fließrichtung ändert und „zurück zur Quelle“ fließt. Bergsenkungen haben hier den Bachlauf gestört. Um Überschwemmungen im besiedelten Gebiet zu verhindern, muss ein Pumpwerk das Wasser über den alten Arm wieder in die richtige Richtung bringen. Vorbei am Rotbachsee – einer Talsperre zur Hochwasserregulierung für Dinslaken – radelten wir weiter in Richtung Naturschutzgebiet Kirchheller Heide. Nach einer halben Stunde dann ein vielstimmiges Ah und Oh, denn wir hatten den „Senkungssee Elsbach“ erreicht. Bergsenkungen aufgrund des Bergbaus ließen – und lassen immer noch – eine beeindruckende Seen-Landschaft mit abgestorbenen Bäumen und Baumstümpfen entstehen. Im Volksmund wird der See auch „Pfingstsee“ genannt, weil die sichtbaren Senkungen rund um Pfingsten 2002 entstanden sind. Über den Damm quer durch den See setzten wir die Tour fort. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten leider die Besuche des bereits 2001 entstandenen „Weihnachtssee“ und des „Waldkompetenzzentrum Heidehof“ entfallen. Über Schotterwege durchfuhren wir weiter das Naturschutzgebiet und zum Hotel.

Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen radelten wir durch die Üfter Mark zum Schloss Lembeck. Nach einer kurzen Fotopause ging die Fahrt weiter durch die Hohe Mark zur Biologischen Station Recklinghausen. Dieser alte Bauernhof mit Lehr- und Lerngarten, Obstwiesen, Teichen und Schafen bot zusammen mit der informativen Ausstellung eine gelungene Raststätte für die Mittagspause. Unser weiterer Weg führte uns vorbei an Reken, durch die Hülstener Wacholderheide und Maria Veen nach Coesfeld zum Hof Rahmann. Zu unserer Überraschung fand an diesem Tag ein Familienfest statt. Und so konnten wir uns nicht nur mit Kaffee und Kuchen stärken, sondern auch neben der rollenden Waldschule lebende Greifvögel bewundern. Gut gestärkt nahmen wir dann die letzte Hürde, den Coesfelder Berg, und ließen dann die Räder rollen hinunter nach Billerbeck. Mit dunklen Wolken am Horizont endete nach 170 km eine rundum gelungene und informative Radtour. Und kurz nachdem alle trocken wieder zuhause angekommen waren, setzten die bereits für morgens angekündigten Regenschauer ein.