Leezenkurier

Fahrradzeitung für das Münsterland

Von Ahlen über Bukarest nach Constanza

Eine Radreise ans Schwarze Meer

2.845 Kilometer lang ist der Lauf der Donau durch neun europäische Länder. Der Donauradweg begleitet sie oft autofrei in Sichtweite, manchmal über verkehrsarme Landstraßen in weiterer Entfernung. Und der Donauradweg ist Teil des „Eurovelo 6“, der von Nantes am Atlantik ans Schwarze Meer führt. Also nimmt man sich fünf Wochen Zeit, um steigungsarm über Weser, Fulda, Main und den alten Ludwigskanal bei Regensburg die Donau zu erreichen und dann die folgenden ca. 2300 Kilometer fast ohne Steigungen zu radeln. Schon die Strecke in Deutschland bietet zahlreiche mehr oder weniger bekannte Sehenswürdigkeiten; zu letzteren gehören z. B. Hassfurt, Neumarkt, das Technikdenkmal Ludwigskanal, das Tal der Schwarzen Laaber und Straubing. Mehr Flusskreuzfahrtschiffe als Frachter bevölkern die Donau und laden ihre Passagiere in Melk, Wien und Budapest aus. Ihnen entgehen die kleinen Sehenswürdigkeiten am Weg und der Genuss, lange Strecken fern von Siedlungen und autofrei nahe oder direkt am Fluss zu radeln und dabei Störche, Nattern, Schildkröten und in der Abenddämmerung Biber zu erleben. Ab Wien werden die Begegnungen mit anderen Radtouristinnen und -touristen weniger, ab Budapest sind sie selten und eine willkommene Gelegenheit für einen Stopp und einen Austausch über das Woher und Wohin.

Vielerorts trifft man auf die Spuren der Geschichte: wie fast überall in Europa sind das die deutsche Besatzung im 2. Weltkrieg und die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. In Ungarn und Serbien wird vielerorts an die Donauschwaben erinnert, deutsche Siedlerinnen und Siedler, die nach der Entvölkerung des Landes durch die „Türkenkriege“ im 17. und 18. Jahrhundert ins Land gerufen und im und nach dem 2. Weltkrieg flohen oder vertrieben wurden.

Wenig bekannt bei uns ist die Geschichte der römischen Provinz Mösien. Hier nur zwei Schlaglichter: Zur Zeit der Herrschaft Kaiser Trajans wurde das „Eiserne Tor“ passierbar gemacht. Der Dichter Ovid wurde aus Rom nach Constanza verbannt und starb dort.

Je nach Neigung sind unterwegs Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster, Festungen verschiedenster Epochen und Museen zu besichtigen. Einen besonderen Eindruck hinterließ Bukarest, wo man z. B. auf der Rückreise einen Aufenthalt einlegen kann.

Die schließliche Ankunft in Constanza am Schwarzen Meer war schön, aber nach so vielen Erlebnissen unterwegs nicht mehr herausragend. Und nach drei Bade- und Besichtigungstagen musste leider die Heimreise angetreten werden.

Die Oberflächen der Wege sind in Österreich, aber auch im weiteren Verlauf in der Slowakei, in Ungarn, Serbien und Bulgarien überwiegend tadellos. Eine Karte braucht man angesichts der ausgezeichneten Wegweisung für den Eurovelo 6 bis Rumänien eigentlich nicht. Vor allem Wien beeindruckte durch seine Infrastruktur für den Radverkehr.

Ein Nachtquartier findet man überall, sei es ein Campingplatz oder ein Bett unterm Dach. Ebenso problemlos sind Verpflegung und Verständigung – auf Englisch, Deutsch oder per Übersetzungs-App. Das in Kürze – wer mehr erfahren und sich inspirieren lassen möchte, möge die geplanten Veranstaltungen am 29.10.2025 um 19.00 Uhr im Bürgerzentrum in Ahlen oder am 13.11.2025 um 19.00 Uhr in der Geschäftsstelle besuchen.