
Am Sonntag, den 27.04.25 fand die Apriltour der ADFC-Ortsgruppe Altenberge nach Telgte statt. Bei bestem Frühlingswetter genossen die 23 Radlerinnen und Radler die 35 km lange landschaftlich schöne Tour über Gimbte und Gittrup inklusive eines Open-Air-Picknicks am historischen Haus Langen am Rand von Westbevern.
In Telgte begann auf dem Marktplatz der geführte, sehr informative Rundgang auf den Spuren jüdischen Lebens unter fachkundiger Leitung.
Jüdisches Leben in Telgte ist seit 1539 dokumentiert. Juden erhielten damals keine Bürgerrechte, konnten den Gilden nicht beitreten und durften nur „Schachern“, das heißt Kleinhandel von Haus zu Haus betreiben.
Bei der Machtergreifung durch die NSDAP 1933 lebten nur noch vier jüdische Familien in Telgte. Von der alteingesessenen Familie Auerbach überlebte nur ein Sohn, der 1939 noch rechtzeitig nach Palästina auswandern konnte.
Der erste Teil des Rundweges führte die Gruppe zum Emswehr. Dort wird mit einer Gedenktafel daran erinnert, dass die Grabsteine des zweiten, von den Nazis geschändeten jüdischen Friedhofs im Stauwehr zur Ausbesserung von Hochwasserschäden verbaut wurden. Drei dieser Grabsteine der Familie Auerbach wurden nach dem Krieg im abgebrannten Parteihaus der NSDAP wiedergefunden, auf dem Friedhof am Hagen wieder aufgestellt und dienen heute als Mahnmal.

Der Weg der Gruppe führte weiter über das Judengängsken zur Königstraße. Dort wurde 1875 aus Platzgründen und wegen Baufälligkeit der alten Synagoge die neue Synagoge erbaut, die im Rahmen des Pogroms am 10./11. November 1938 dem „warmen“ Abriss zum Opfer fiel. Die dort lebende Familie Mildenberg verlor ihr gesamtes Hab und Gut. 1941 wurde die Familie nach Riga deportiert und dort ermordet und die Stadt Telgte als judenfrei gemeldet.
Die letzte Station der Führung war die alte Synagoge an der Emsstraße. Diese wurde 1499 auf einer Grundfläche von 24 qm, später nach Anbau auf 38 qm für ca. 200 Jahre als zweigeschossiger Fachwerkspeicher in einer sehr versteckten Lage errichtet und diente danach als Gebetshaus für acht jüdische Familien. Gottesdienste durften damals nur im Verborgenen stattfinden und die Lage des Hauses bot Schutz vor Übergriffen.
Nach der Eröffnung der neuen, sichtbaren Synagoge an der Königstraße wurde ein Teil der alten Synagoge als koscheres Schlachthaus und später als Schuppen genutzt. Der Fachwerkbau blieb von der Zerstörung der Novemberpogrome verschont, wahrscheinlich, weil sich das Haus schon lange nicht mehr als Synagoge im Gebrauch befand.
Seit 1992 befindet sich die alte Synagoge in der städtischen Denkmalliste und wurde behutsam in Stand gesetzt.

Nach Beendigung des geschichtsträchtigen Rundgangs ging es auf einer 30 km langen Strecke über Münster zurück nach Altenberge. Kopf und Beine waren an dem Tag ausreichend gefordert.